1968 bis Gegenwart
1965 war es an den amerikanischen Universitäten zu Studentenprotesten gegen den schrecklichen
Vietnamkrieg gekommen. Man verbrannte die Einberufungsbefehle, demonstrierte gegen die „imperialistische Politik“ der amerikanischen Regierung und viele Studenten sympathisierten mit der Guerillabewegung in Lateinamerika (Che Guevara).
1968 sprang dieser revolutionäre Funke nach Paris und breitete sich dann schnell über ganz Westeuropa aus, prägte hier eine ganze Generation (
die Achtundsechziger) und hatte mit
weiteren Jugendunruhen Nachwirkungen bis 1980. In den USA hingegen verebbten die Proteste schon bald in der Hippiebewegung.
Im Mai 1968 rissen Studenten der Sorbonne im
Quartier Latin Pflastersteine aus den Straßen, errichteten in alter Tradition Barrikaden und besetzten die Universität. Unterstützt von linksorientierten Arbeitern führten diese Studentenunruhen zuerst zu einem Generalstreik, dann zur Staatskrise und schließlich zum Rücktritt von Präsident de Gaulle.
Die Achtundsechziger protestierten gegen alles Konservative, gegen Imperialismus und Staat, Militär, Polizei, Autoritäten, Wirtschaft, Konsum, gegen alles „Bürgerliche“. Die Jugend war antiamerikanisch eingestellt und schwärmte von Sozialismus, Marxismus, antiautoritärer Erziehung, freier Liebe und Anarchie. Der veralteten Familie stellten sie das Leben in der alternativen Kommune (WG) gegenüber.
1980 wurden die Haare der Jugendlichen dann wieder kürzer und der Gegentrend setzte ein, die Yuppies: junge, gut ausgebildete und gut gekleidete Stadtbewohner wollten nun berufliche Karriere machen und Luxus konsumieren.
Das Frankreich der achtziger Jahre konnte Schritt halten mit dem Entwicklungstempo der Zeit. Es hatte nicht nur den
schnellsten Zug (TGV), sondern war auch in Bereichen wie
Flugzeugtechnik (Mirage, Airbus),
Satellitenkommunikation (Ariane) und
Kernkraftwerk (Superphénix) erfolgreich.
Eine rechtsextreme Partei unter ihrem Führer
Le Pen, die gegen die meist nordafrikanischen Gastarbeiter hetzte, hatte gewisse Erfolge, war aber im Parlament nicht vertreten.
In Frankreich gibt es oft eine sog. Cohabitation. Das bedeutet, dass der Staatspräsident aus einem andern politischen Lager ist als die Mehrheit im Parlament.
Frankreich bemüht sich um ein gutes Verhältnis mit den Nachbarstaaten, insbesondere mit Deutschland. Die Vormachtstellung der USA hingegen betrachten die Franzosen mit großer Skepsis.
Immer wieder kommt es in den
Banlieus von Paris und in den Bidonvilles der andern Großstädte zu
gewalttätigen Jugendunruhen.
Dem sozialistischen Staatspräsident
François Hollande, Nachfolger von Nicolas Sarkosy, wollte es nicht gelingen, die Probleme Frankreichs, insbesondere eine wirtschaftliche Schwäche und die
Jugendarbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen. Seine Popularität sank auf ein Rekordtief, als im Frühjahr 2014 Parlamentswahlen waren - die einerseits eine Schlappe für die Sozialisten bedeuteten und andererseits dem
Front National grosse Gewinne brachte, einem Front National, der unter der Parteichefin
Marine Le Pen immerhin gemässigter daherkam als noch unter ihrem Vater.
Als der unpopuläre Sozialist François Hollande auf eine zweite Amtszeit verzichtete, erschien der junge und dynamische
Emanuel Macron auf der Politbühne, mit seiner neuen Partei:
La République en Marche (LREM), die sich sozialliberal, wirtschaftsliberal und pro-europäisch darstellte. Bei den Parlamentswahlen erhielt Macrons Partei die absolute Mehrheit der Sitze, obwohl die Hälfte der Kandidaten politische Neulinge waren. Emanuel Macron setzte sich gegen Marine Le Pen durch und wurde Präsident der Republik.
Emanuel Macron gebärdet sich aussenpolitisch recht umtriebig, während es ihm innenpolitisch schlecht gelingt, seine Reformpläne gegen die Gewerkschaften durchzusetzen.
Ein gewaltiges Problem für Frankreich ist der
Terrorismus islamistischer Dschihadisten, deren Anschläge Jahr für Jahr (2015 Charlie Hebdo, 2016 Promenade des Anglais in Nizza) Hunderte von Opfern fordern.