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Franzosenzeit, Landwirtschaft


Die Franzosen kommen

Im Frühjahr 1798 drangen französische Heere durch die Waadt und durch den Jura ins Bernbiet ein. Am 6. März 1798 fand die Schlacht im Grauholz statt, dort, wo heute der Militärübungsplatz Sand ist (Beim Schiessstand befanden sich die Kanonen der Berner, bei der heutigen Brieftaubenstation hatten die Franzosen ihre Geschütze aufgestellt. Das Wirtshaus Bären, das damals schon existierte und Sandwirtshaus hiess, stand mitten im Kugelregen). Kanonendonner und Kampflärm waren bis nach Buchsi zu hören. Auf schwarzen Marmortafeln im Berner Münster sind die Namen der gefallenen Berner Soldaten des Kriegsjahres 1798 zu lesen. Aus Münchenbuchsee stammten Niklaus Bartlome, Johann und Niklaus Häberli, Bendicht und Johann Kobi.
Das Gefecht im Grauholz 1798


Nach der Niederlage der Berner besetzten die Franzosen die Stadt Bern. Die beträchtliche Staatskasse wurde mitsamt den Bären nach Paris gebracht. Hätten die Berner ihren Staatsschatz durch die Revolutionswirren hindurch retten können und hätten sie ihn weiterhin so sorgfältig gehegt und gepflegt wie vor der Französischen Revolution, würde er in heutiger Währung 623 000 000 000 Franken betragen. Mit diesem Betrag könnte man jeder Familie im Kanton Bern ein luxuriöses Einfamilienhaus finanzieren.

Viele Landbewohner waren vorerst froh, von den „gnädigen Herren von Bern“ befreit worden zu sein. Die Landvögte wurden vertrieben. Die Franzosen richteten in der ehemaligen Johanniterkomturei ein Spital für verwundete Soldaten ein. Dann plünderten sie tüchtig die Herrenhäuser der Umgebung; besonders das Schlösschen Hofwil hatte schwer zu leiden.

Wochenlang zogen marodierende Soldatenhaufen herum. Sie raubten, plünderten, zerstörten. Unerwartet stürmten sie in die Häuser , schnitten die Betten auf, um verstecktes Gut zu finden, schlugen mit Äxten die Schränke und Truhen auf, forderten den geschockten Bürgern mit gezücktem Degen Uhren und Geldbeutel ab und raubten Kühe, Pferde Sättel und Kutschen.

Plündernder
Franzose
Acht Tage nach dem Einmarsch in Bern gab es in unserer Gegend Hunderte von ausgeplünderten Haushaltungen. Wer Begehrtes, z.B. Wein, nicht schnell genug herbeischaffen konnte, wurde misshandelt, verstümmelt, erstochen oder erschossen. Zeitungsschreiber, die wahrheitsgemäss davon berichteten, wurden mit hundert Stockprügeln bestraft. Dabei hatten uns die Franzosen doch Pressefreiheit versprochen!

Als kleinen Protest gegen die Unterdrückung durch die bei den Bauern einquartierten Franzosen tauften die Leute die Wirtshäuser um: Das Sandwirtshaus wurde zum Bären, in Münchenbuchsee gab’s nun auch einen Bären, zudem einen Wilhelm Tell (der sich 500 Jahre vorher auch schon gegen Besatzer gewehrt hatte) und ein Schützenhaus („Achtung, wir sind geübte Schützen!“).



Eine ruhiges Bauerndorf

Nach dem Abzug der Franzosen kam Münchenbuchsee zum Amt Fraubrunnen. Es war immer noch ein kleines Dorf: Die Volkszählung von 1856 verzeichnete 130 Wohnhäuser.

Die Bauern beschäftigten sich nun mehr mit Vieh- und Milchwirtschaft. Im Kanton Bern hatte die Käsebereitung um die Jahrhundertmitte einen fast plötzlichen Aufschwung genommen. Bisher war nur auf den Alpen „gekäset“ worden. Als Rudolf Effinger in Kiesen bei Thun die erste genossenschaftliche Talkäserei errichtete und noch eine zweite in Wangen a.A., stellte man in den Dörfern des Mittellandes auf Viehwirtschaft um und errichtete Käsereien. So entstand auch in Buchsi eine Dorfchäsi. Der Käseexport brachte Geld, doch die Armen waren nun umso schlimmer dran. Denn die Bauern machten all ihren Grund und Boden als Weideland nutzbar. Sümpfe wie das Riedli, der heutige Bodenacker und das Moos wurden entwässert. Viel wildes Land, wo sonst arme Leute wie Küfer, Korber, Rechenmacher und Besenbinder ungefragt und unentgeltlich ihre Ziegen geweidet, Streue und Futter gesammelt hatten, war urbar gemacht worden. Die Milch, das unentbehrliche Nahrungsmittel, das günstig gewesen war, verteuerte sich. Eine Klimaverschlechterung und eine Kartoffelkrankheit in den Jahren 1845 und 1846 bewirkten Misswuchs, was sich zusätzlich auf die Armen auswirkte. Einige wanderten damals nach Amerika aus. Der Kanton erliess erste Verordnungen zum Umgang mit den Armen, gutmeinende Leute halfen mit, den "Pauperismus" (Massenarmut) zu bekämpfen. Die "Armenschule" und das Mustergut von Hofwil gehörten zu diesen Bestrebungen.

Auch Holz wurde rar. Im Moos wurde Torf abgebaut, um Stadtberner Stuben zu heizen und eine Verdienstmöglichkeit für Arme zu schaffen. Es entstanden kleine Gewerbebetriebe.
Dufourkarte von 1845. Die neue Staatsstrasse Bern - Biel ist eingezeichnet, die Eisenbahnlinie existiert noch nicht.


Der Bau der Kantonsstrasse Bern – Biel (1846) und besonders die Eröffnung der Eisenbahnlinie (1864) zog dann mehr Gewerbe ins Dorf.

Zimmerei Jakob Kästli an der Bielstrasse um 1870. Heute Baumann + Schneider Holzbau AG


Aus den alten Handwerken entstanden Industriebetriebe und Handelsgesellschaften.

Torfabbau im Buchsimoos (1917)


Bis zum Beginn der Hochkonjunktur ab 1950 blieb Münchenbuchsee ein bescheidenes, ruhiges Dorf.

Um Buchsi nicht mit dem andern Buchsi (dem im Oberaargau) oder dem Buchse Köniz zu verwechseln, schufen Berner Kantonsbeamte den Namen Münchenbuchsee (weil es hier ja früher Mönche gab). Aus einem ähnlichen Grund wurde aus Seedorf („Sederf“) Moosseedorf. Aber es ging dann über hundert Jahre, bis sich die Buchser und die Seedorfer so richtig an ihren neuen Namen gewöhnt hatten. Und die Umwandlung vom Moossee in einen Moosseedorfsee konnte sich nicht durchsetzen und geriet wieder in Vergessenheit.

Auf alten Schweizerkarten ist Münchenbuchsee gar nicht eingetragen, wohl aber Hofwil. Das kommt daher, weil hier Emanuel von Fellenberg ein weitum berühmtes landwirtschaftliches Mustergut eingerichtet hatte (sogar Seidenraupen wie in China versuchte er zu züchten). Aus der Musterschule entstand ein bekanntes Lehrerseminar, das im Jahre 2000 zum „Gymnasum Hofwil“ wurde.
Hofwil im 19. Jh. - Armenschule, Musterschule, dann Lehrerseminar. Heute ist der "Höfu" ein Gymnasium
Da die Franzosen den bernischen Landvogt aus dem Landvogteischloss (hinter der Kirche) vertrieben hatten, konnte der berühmte Pädagoge Heinrich Pestalozzi dort mit seinen Lehrern einziehen. Der Versuch, seine Schule mit dem erfolgreichen Unternehmen Fellenbergs in Hofwil zu vereinigen, scheiterte. Pestalozzi fand dann in Yverdon eine neue Unterkunft für seine Schule. In den altehrwürdigen Gebäuden hinter der Kirche richtete sich die Taubstummenanstalt ein, die sich später Kantonale Sprachheilschule nannte und heute das „Pädagogisches Zentrum für Hören und Sprache Münchenbuchsee“ ist.

Während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 drängten die Deutschen auf ihrem Vormarsch nach Paris eine ganze französische Armee zur Schweizergrenze ab. Die Soldaten dieser Bourbaki-Armee wurden bei Les Verrières im Neuenburger Jura entwaffnet.
Les Verrières Februar 1871: Französische Soldaten werden verladen
Es war ein eisigkalter Februar. Die von Entbehrungen und Strapazen abgezehrten und kranken Soldaten verteilte man über die ganze Schweiz, wo sie dann in Schulhäusern Unterkunft und Pflege fanden. Für die Kinder bedeutete das keine Schule, den Erwachsenen gab es aber viel Arbeit: Im Unteren Schulhaus wurden 200 Franzosen einquartiert, in Hofwil 240. Neun starben, ihr Grabstein steht bei der Kirche.

Auch während des Zweiten Weltkrieges lebten internierte Soldaten in Münchenbuchsee. Es waren viele Polen, die 1939 vor Hitlers Panzer und Bombenflugzeugen geflohen waren. Sie hatten dann in der französischen Armee gegen die deutsche Wehrmacht gekämpft. Als die französische Armee im Juni 1940 kapitulierte, wurden sie in der Schweiz interniert – deutsche Kriegsgefangenschaft hätte für die Polen den sichern Tod bedeutet. Die jungen Männer wurden in Gasthäusern oder bei Bauern untergebracht und mussten - da viele Bauern im Militärdienst waren - auf den Landwirtschaftsbetrieben aushelfen, beim Mähen, Heuen, Pflügen, Säen und Holzen. Sie leisteten einen wichtigen Beitrag zu der sogenannten Anbauschlacht, bei Rodungen (Allmend) und bei Meliorationen (Kanalbau im Moos), denn der Selbstversorgungsgrad der eingeschlossenen Schweiz mit Lebensmitteln musste vergrössert werden. Nach 1945 durften sie wieder nach Polen zurückkehren. Einige blieben hier, entweder weil sie eine Schweizerin kennengelernt hatten oder weil sie nicht in einem kommunistischen Land leben wollten.






































































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